Artgerechte Haltung von Schildkröten

Artgerechte Haltung von Schildkröten

Artgerechte Haltung von Schildkröten

 

  • Informationen über Schildkröten:

Schildkröten können ein hohes Alter erreichen (Landschildkröten ungefähr 60 bis 80 Jahre). Wer sich also mit dem Gedanken trägt, einen gepanzerten Vierbeiner anzuschaffen, geht nicht selten eine Verbindung für ein ganzes Leben ein.

Zum derzeitigen Standpunkt gibt es etwa 300 Arten mit wiederum 200 Unterarten, von denen allerdings etliche vom Aussterben bedroht sind. Die Einteilung erfolgt in Land- und Wasserschildkröten. Beide Arten sind tagaktiv und ziehen sich in der Nacht in ihren Unterschlupf zurück. Die wechselwarmen Kriechtiere haben eine hohe Anpassungsfähigkeit. Im europäischen Raum wird die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni) bevorzugt als Haustier gehalten.

Ein charakteristisches Merkmal aller Schildkröten ist der Panzer. Dieser entspricht ungefähr 30 Prozent des gesamten Körpergewichtes und besteht aus zwei Teilen (Bauchpanzer, Rückenpanzer). Das Panzermaterial besteht aus extrem massiven Knochenplatten und verschiedenen Hornschildsegmenten. Der im oberen Bereich gewölbte Rückenpanzer ist dem jeweiligen Lebensraum der Kröten farblich angepasst und variiert von hellbeige bis gelbbraun und braunen bis schwarzen Zeichnungen. Der komplette Panzer umschließt Teile des Schulter- und Beckengürtels sowie Wirbel und Rippen des Tieres und dient hauptsächlich zum Schutz vor äußeren Angriffen von Greifvögeln oder Jagdtieren.

Die am häufigsten in menschlicher Obhut anzutreffende Art ist die Griechische Landschildkröte mit einer durchschnittlichen Panzerlänge von 20 bis 25 Zentimetern. Die Geschlechtsbestimmung kann mitunter erst ab einem Alter von vier oder fünf Jahren erfolgen. Dabei weist das Männchen einen deutlich langen Schwanz mit einem großen Hornnagel und einem nach innen gewölbten (konkaven) Bauchpanzer auf. Beim Weibchen hingegen ist der Bauchpanzer eben und nach außen gewölbt (konvex).

 

  • Artgerechte Schildkröten Haltung

Für Anfänger ist die Haltung von Landschildkröten zu empfehlen. Die Wasserschildkröten sind aufwendiger und deutlicher anspruchsvoller.

Obwohl die Schildkröten in freier Natur eher als Einzelgänger anzutreffen sind, ist die Haltung von mindestens zwei Exemplaren zu bevorzugen. Sie sind deutlich aktiver und haben dadurch auch soziale Kontakte.

Das Freilandgehege sollte je nach Größe und Anzahl der Tiere abhängig sein und muss stets dem für die gepanzerten Kröten natürlichen Lebensraum entsprechen. Für zwei Schildkröten sollte ein Gehege mit einer Größe ab fünf Quadratmeter ausreichen. Für den Bodengrund sind trockene und karge Flächen günstig. Eine kleine Teilfläche mit Schotterkies ist ein zusätzlicher Sonnenplatz, da sich die Steine schnell erwärmen. Teilweise ausgehöhltes Geäst bietet wiederum den nötigen Schatten an heißen Tagen. Besonders wichtig ist das Aufstellen mehrerer Trinkschälchen mit täglichem Wasserwechsel. Auch kleine Pfützen sorgen für Abkühlung. Das Badebecken kann aus einer abflachenden Mulde mit Terrassensteine ausgelegt werden.

Die Testudo hermanni kann fast das ganze Jahr im Freiland gehalten werden. Das Gehege sollte mit Strauchbewuchs und diversen Pflanzen in Form von Bohnenkraut, Malve Lavendel oder Salbei bepflanzt werden. Diese sind einerseits hervorragend als Unterschlupf geeignet und andererseits pflegen die ätherischen Öle den Panzer auf natürlichem Wege. Mit kleinen Findlingen oder auch Baumstämmen ist das Freiland für die Reptilien noch interessanter. Das Aussäen verschiedener Samenmischungen und Wildkräutern ermöglicht den Tieren eine selbstständige Nahrungsversorgung, denn Schildkröten sind reine Vegetarier.

 

  • Achtung Winterstarre

Zum natürlichen Jahreszyklus des gepanzerten Reptils gehört die Überwinterung in Form der Winterstarre (Ende Oktober bis März). Sobald die Tage kürzer werden und die Temperaturen (besonders nachts) abfallen, stellt der Vierbeiner die Nahrungsaufnahme ein. Sie wird allmählich träger. Über einen Zeitraum von vier Wochen scheidet sie jedoch noch Kot aus, bis der Darm vollständig entleert ist. Sobald die Temperatur ungefähr sieben Grad Celsius erreicht, „gleiten“ die Kröten in die Winterstarre. Mit einer Körpertemperatur von fünf Grad Celsius und einer Herzfrequenz von ungefähr drei bis fünf Schlägen pro Minute besteht der Zustand einer Winterstarre. Diese Vorgänge steuert das Tier durch seine „innere Uhr“.

Möglichkeiten zur Überwinterung

Überwinterung im Keller

Der Keller muss eine hohe Luftfeuchtigkeit und gleichmäßig kühle Temperaturen aufweisen. Das Tier kann entweder in einem Terrarium oder einer Kiste aus Holz gebettet werden, welches zuvor am Boden mit einem luftdurchlässigen und lockeren Substrat (Gemisch von Gartenerde oder Torfmoos mit Kokosfasersubstrat) bestückt ist. Das gepanzerte Tier kann mit Stroh oder Laub abgedeckt werden.

Überwinterung im Kühlschrank

Für diesen Zweck wird keinesfalls der täglich verwendete Familienkühlschrank benutzt, sondern ein separates Gerät. Der Kühlschrank sollte ohne Schwankungen immer eine gleichbleibende Temperatur von ungefähr fünf Grad aufweisen. Einmal in der Woche wird der Kühlschrank geöffnet, um die Sauerstoffversorgung zu gewährleisten und die Feuchtigkeit des Substrates zu kontrollieren. Bei zu hoher Trockenheit kann es geringfügig mit Wasser besprüht werden.

 

  • Häufige Fehler bei der Haltung und Pflege von Schildkröten

Die Ernährung stellt eine der häufigsten Fehler dar. Obwohl die meisten Schildkröten Pflanzenfresser sind, kann nicht alles Grün verfüttert werden. Salate aus dem Supermarkt sind wegen Pestizidgefahr sehr bedenklich. Obst enthält Fruchtzucker, der die Vermehrung von Parasiten fördert. Manche Tierhalter übertreiben sogar ihre Tierliebe mit Nudeln, Essensreste, Brötchen oder Katzenfutter. Die Panzertiere reagieren äußerst empfindlich auf unpassende Nahrungsmittel. Bei geringer Zufuhr an Mineralien entsteht ein poröser Panzer, bei einer hohen Menge an eiweißhaltiger Nahrung wellt sich der Rückenpanzer.

Auch der Verzicht auf die Winterstarre führt zu einer höheren Sterberate. Dadurch wird der Organismus in Dauerbereitschaft gehalten. Das Fressen begünstigt eine Verfettung der Organe und Wachstumsschäden entstehen. Für weibliche Tiere ist die Einhaltung einer Winterstarre absolut wichtig, damit sie nicht unfruchtbar werden.

Die Verabreichung von zusätzlichen Präparaten an Mineralstoffen und Vitaminen aus dem Zoohandel ist völlig unnötig, mitunter sogar lebensbedrohlich. Der Bedarf dieser Stoffe wird durch Futterpflanzen zugeführt.

Der Freilandaufenthalt sollte nicht mit täglichem Umsetzen ins „abendliche“ Terrarium erfolgen. Dadurch werden sie unentwegt ihrer natürlichen Umgebung entrissen und müssen sich mehrmals umstellen. Das erzeugt Stress, durch den sich zusätzliche Krankheiten entwickeln.

 

  • Futter für Schildkröten

Die meisten Kröten sind reine Pflanzenfresser. Es ist vollkommen ausreichend, im Gehege verschiedene Wildpflanzen anzulegen. Auch Klee, Brennnessel, Spitzwegerich oder Gänseblümchen sind wohlschmeckende Gaben. Für Leckerli bieten sich saisonbedingte Blüten in Form von Mohn oder Hibiskus.

Tipps für geeignete Futterpflanzen (Futter Schildkröten):

Bärenlauch, Gänsefingerkraut, Aloe, Frauenmantel, Himbeerblätter, Löwenzahn, Brennnessel, Schafgarbe, Taubnessel, Spitzwegerich, Breitwegerich, Stiefmütterchen, Vogelmiere, Mariendistel, schmalblättriges Weidenröschen, Lungenkraut

Die Fütterung kann auch im Jahresrhythmus erfolgen. Das Frühjahr bietet sich für eine gehaltvollere Ernährung an. Auf diese Weise können sich die Tiere von der langen Winterzeit erholen und Kraft für Paarung und Eiablage sammeln. Im Sommer ist das Futter ballaststoffhaltiger, während im Herbst wieder eine gehaltvollere Fütterung gegeben ist. Dieser Rhythmus ist nicht nur für die Gesunderhaltung der Tiere, sondern auch für ein langes Leben der kleinen vierbeinigen Schildis sehr wichtig!

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